Diskussionsveranstaltung mit dem Politikwissenschaftler Prof. Dr. Karl-Rudolf Korte in Mülheim
In regelmäßigen Abständen führt der Bezirksverband Mülheim an der Ruhr eine Vortrags- bzw. Diskussionsveranstaltung zu aktuellen gesellschaftspolitischen Themen durch. In diesem Jahr, welches im Zeichen der Wahlen zum Landtag in NRW und zum Bundestag steht, schien uns das Thema
„Führt das Erstarken der Parteien links und rechts zur Gefährdung der Demokratie?“
von besonderer Wichtigkeit zu sein, auch vor dem Hintergrund des Erstarkens populistischer Parteien in unseren Nachbarländern wie den Niederlanden und Frankreich sowie auch Ungarn, der Türkei usw. Diese Frage diskutierte der bekannte Politikwissenschaftler Karl-Rudolf Korte und der NRZ-Redaktionsleiter Philipp Ortmann unter Einbeziehung des Auditoriums.
200 Teilnehmer – Mitglieder des Kolpingwerkes und interessierte Mülheimer Bürger – waren der Einladung des BV gefolgt, obwohl an diesem Abend Bayern München gegen Dortmund im DFB-Pokalwettbewerb spielten. 1:0 für die Demokratie, wie der Sparkassenvorstand Martin Weck in seiner Begrüßung der Teilnehmer in der Kundenhalle der Hauptstelle der Sparkasse ausführte, in der der Bezirksverband seine Veranstaltungen durchführt.
Zu Beginn brachte Prof. Dr. Korte die Diskussion mit einem anschaulichen, kurzweiligen Referat in Gang, in dem er in vier Abschnitten seine Erkenntnisse über Parteien, Verhalten der Politiker, Wählerverhalten, Genauigkeit von Wahlumfragen, Unentschlossenheit der Wähler, nichtvorhersehbare Einflüsse von Ereignissen kurz vor der Wahl darlegte.
Fragen aus dem Publikum zeigten, dass man sich Gedanken über die Stabilität der Demokratie in Deutschland macht. Müssen Politiker und Medien den Bürgern die Politik verständlicher erklären? Kann die politisch motivierte Gewalt auf der Straße unsere Demokratie gefährden? Wird die Demokratie geschwächt, wenn sich die soziale Schere zwischen Arm und Reich immer weiter öffnet? Wodurch erstarken radikale Parteien und gefährden damit unsere Demokratie?
Prof. Dr. Korte antwortete: „Die deutsche Demokratie ist stabiler als in anderen europäischen Ländern, wenn man die Stimmanteile von AfD und Linke z. B. vergleicht mit den Wahlergebnissen von Front National und Linken in Frankreich. Aber andererseits können politische Gewalt und soziale Ungerechtigkeit auch unsere Demokratie langfristig gefährden, wenn es in unserem Land nicht genug Demokraten gibt, für die Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Freiheit und Gerechtigkeit ein Lebensgefühl sind, und die auch bereit sind, ihren Mitbürgern die Vorteile zu erklären, die Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Weltoffenheit für unser Land mit sich bringen.“
Weiterhin führte er u. a. aus, dass, um Politikverdrossenheit entgegenzuwirken, die Politiker die Bürger nicht nur überzeugen müssen, dass sie für vier Jahre gewählt, sondern wofür sie gewählt werden wollen. Nicht nur Sicherheit, sondern auch berechtigte Zuversicht und Zukunftsgestaltung erwarten die Bürger.
Abschließend stimmte die Ansicht der Referenten mit dem Publikum überein, „unsere Demokratie ist ein ständiger Prozess, der uns alle täglich fordert.“
Für das Kolpingwerk Bezirksverband Mülheim an der Ruhr
Theo Niess