Tarifbindung im Handwerk: Schlüssel zur Nachwuchs- und Fachkräftesicherung?
Das Handwerk sorgt sich um fehlende Nachwuchs- und Fachkräfte.
Gemeinsam haben WHKT, Kolpingwerk und DGB bei der heutigen Veranstaltung in Münster deutlich gemacht: Nachwuchssicherung ist für das Handwerk essentiell.
Notwendig dafür sind gute Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen, für die Tarifverträge eine wichtige Rolle spielen. Mit der gemeinsamen Veranstaltung im Handwerkskammer Bildungszentrum (HBZ) Münster wollten die Veranstalter den aktuellen Stand der Tarifpartnerschaft im Handwerk beleuchten und diesem wichtigen Thema damit eine gemeinsame Plattform geben.
Welchen besonderen Herausforderungen sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber im Handwerk gegenüber sehen, war eine der zentralen Fragen. Zu den Rednerinnen und Rednern gehörte unter anderem NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann.
Der Konsens in Münster war deutlich: Eine starke Tarifpartnerschaft ist ein wichtiger Baustein auch für die Zukunftssicherung der Handwerksbranchen. Eine Stärkung der Tarifbindung stärkt das Hand-werk selbst. Tarifverträge sichern gute Arbeitsbedingungen, faire Löhne und Perspektiven für Nachwuchskräfte und ermöglichen einen fairen Wettbewerb über Leistung und gute Arbeit.
Karl-Josef Laumann, Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW: „Wir alle haben jeden Tag auf die ein oder andere Weise mit der Arbeit von Handwerkern zu tun. Es ist vollkommen klar: Ohne Handwerk würde unser Land stillstehen. Deswegen ist es essentiell, auch für mich als Arbeitsminister, dass das Handwerk zukünftig weiterhin für den Fachkräftenachwuchs attraktiv bleibt.
Dazu ist neben guten Arbeitsbedingungen auch eine faire Vergütung wichtig. Daher bin ich davon überzeugt, dass gerade tariflich geregelte Löhne sich für die Handwerksbetriebe und für die Beschäftigten lohnen.“
Anja Weber, Vorsitzende DGB NRW: „Für uns Gewerkschaften ist klar: Wir müssen Gute Arbeit im Handwerk realisieren. Nur dann ist das Handwerk zukunftsfähig. Wenn der Wettbewerb nur über die Löhne ausgetragen wird, verlieren alle – die Beschäftigten und die Handwerksunternehmen. Von der Politik erwarten wir, dass sie ihren Bei-trag leistet. Die Vergabe öffentlicher Aufträge sollte an tarifliche Standards gebunden werden. Die Möglichkeit, Tarifverträge allgemeinverbindlich erklären zu lassen, muss offensiver angewendet und erleichtert werden. Dazu braucht es aber auch Tarifverträge und die gibt es im Handwerk immer weniger. Hier sind die Innungen gefordert, den Hebel umzulegen und ihren gesetzlichen Auftrag anzu-nehmen, Tarifverträge abzuschließen.“
Hans Hund, Präsident des WHKT und der HWK Münster: „Die Kultur zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern im Handwerk war und ist geprägt durch ein gutes Miteinander.
Uns ist es wichtig, dass wir mit dieser Veranstaltung in diesem Sinne eine Platt-form für den Dialog miteinander bieten. Als Handwerkskammern sind wir bei der Tariffindung natür-lich strikt neutral, das ist Sache der Tarifpartner. Wichtig ist uns aber, dass alle Themen in den Blick genommen werden, die zur Fachkräftesicherung im Handwerk beitragen.“
Dr. Stefan Nacke MdL, Kolpingwerk NRW: „Viele Jugendliche sind verunsichert und befürchten, schlechtere Perspektiven auf dem Ausbildungs-markt zu haben. Heute haben wir die richtigen Akteure zusammengebracht, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen.
Als Kolping haben wir immer schon die Ausbildung von jungen Menschen in den Blick genommen. Damit junge Menschen zur Fachkräftesicherung gewonnen werden können und sich für einen Berufsweg im Handwerk entscheiden, brauchen sie Verlässlichkeit und Verbindlichkeit bei den Verdienstmöglichkeiten. Darüber hinaus geht es um ein gutes soziales Umfeld, wie wir es bei Kolping mit unseren Projekten des Azubi- und Jugendwohnens und in unseren Angeboten der Jugendberufshilfen bieten.“
Ansprechpartner*innen für Rückfragen:
DGB NRW: Christoph Alt, 0211-3683-120, christoph.alt@dgb.de
WHKT: Rolf Göbels, 0211-3007-760, rolf.goebels@whkt.de
Kolpingwerk: Daniel Fissenewert, 05251-288 8521, fissenewert@kolping-ms.de
Foto Quelle: „Foto: WHKT“