Unbekannte Nachbarschaft – Besuch der Synagoge Gelsenkirchen
Am 25.04.2018 machte sich eine größere Gruppe aus Wattenscheid-Höntrop auf den Weg zur Synagoge in Gelsenkirchen und wurde freundlich vom Rabbiner der jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen, Herrn Chaim Kornblum, empfangen und in die Synagoge geleitet. Das erste Erlebnis war die Sicherheitsschleuse. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass sich die zweite Tür wirklich erst öffnet, wenn die erste Tür geschlossen ist. Im Erdgeschoss hat Herr Kornblum kurz den Verlauf des Besuches skizziert und uns dann in den ersten Stock gebeten. Dort hat er uns, anhand eines Fensters aus den alten Kultusräumen der Gemeinde, die acht wichtigsten jüdischen Feiertage anschaulich und ausführlich erklärt.
Schon dieser Vortrag enthielt für alle Teilnehmer eine Fülle an Informationen und führte zu weitergehenden Fragen, die uns Herr Kornblum alle beantwortet hat. Bevor wir den Gebetsraum betraten, hat er uns noch auf zwei besondere Leuchter hingewiesen. Diese haben eine besondere Stelle, zum Platz der alten Synagoge hin, erhalten. Sie hingen früher im Gebetsraum des alten WEKA-Kaufhauses. Die Wirren und die Verfolgung der NS-Zeit haben die Lampen überdauert, da ein damaliges Gemeindemitglied diese versteckt hat. Die Nachkommen haben die Leuchter für den Neubau der Synagoge an die Gemeinde zurückgegeben. Mit Hilfe der Handwerkskammer Gelsenkirchen haben Auszubildende diese restauriert.
Anschließend hat der Rabbiner uns im Gebetsraum ausführlich alle Details erklärt. Angefangen über die dreiteilige Aufteilung, die sich an dem alten Tempel in Jerusalem orientiert, bis hin zu den beiden Davidsternen an den Wänden. Besonders auf die vier Thora und deren Gebrauch und Wichtigkeit ist er eingegangen. Jede jüdische Gemeinde ist bemüht, mindestens drei Thora zum Vorlesen zu besitzen. Da eine Thorarolle durchgehend auf Pergament (von rechts nach links) geschrieben ist und jeden Sabbat eine bestimmte Stelle vorgelesen wird, vermeidet man das Hin- und Herrollen, wenn an Feiertagen bis zu zwei weitere Passagen vorgelesen werden. Den Gebrauch einer Thora hat Herr Kornblum uns anschaulich an der Rolle, die das Buch Esther enthält, demonstriert.
Herr Kornblum ist auch auf alle unsere Fragen eingegangen und hat diese ausführlich beantwortet. Nur bei den Fragen hinsichtlich der Speisegesetze hat er darum gebeten, sich kurz fassen zu dürfen. Seine Erklärungen waren zu den gestellten Fragen trotzdem umfassend. Auf das Angebot, Matratzen auszulegen, damit er uns in aller Ausführlichkeit „koscher“ erklären kann, haben wir dankend verzichtet. Am Schluss der Führung haben wir uns bei Herrn Kornblum für seine kurzweilige Führung bedankt. Bevor wir uns auf den Weg zum Kolpinghaus Höntrop gemacht haben, bat ich die Teilnehmer um eine großzügige Spende für die Kinder- und Jugendarbeit der jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen. Den Abend haben wir, mit fast allen Teilnehmern, gemütlich im Kolpinghaus ausklingen lassen.
Bericht: Matthias Betken